Der Vorteil integrierter Lernformen ist, dass die Kontaktzeiten bzw. Präsenzzeiten im Unterricht für praktische Übungen verwendet werden können, anstatt für lehrerzentrierte Theorie und somit deklarat...ives Wissen.
Durch diese Angebote wird der Lehr- und Lernfluss, trotz der Corona-Krise, nicht unterbrochen. Aufgrund der Berichterstattung wird leider deutlich, dass viele Bildungsinstitutionen sehr schlecht auf diese Situation vorbereitet sind. Ein Umdenken wie Bildung sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln muss, ist daher endlich erforderlich.
Der Flipped-Classroom, Blendend Learning, Ansatz kann hierbei weitergedacht werden. Die Theorie findet Zuhause statt (Selbstlernzeit; offene Phase) und die Praxis, die normalerweise in der Schule stattfinden würde, findet ebenfalls Zuhause durch Videokonferenzen (geschlossene - Präsenzphase). Bisherige Erprobungen dieser Lernform zeigen wie heterogen Lerngruppen heute bereits sind. Es gibt Lernende, die durch dieses Konzept gefördert werden, aber auch Lernende, die dadurch komplett überfordert werden. Das kommt dann vor, wenn die Selbstlernkompetenz nicht ausreichend ausgebildet ist bzw. die besagten Lernenden abhängig sind von der Vermittlung durch die Lehrperson. Die Schlussfolgerung ist, in einem stärkeren Maße integrierte Lernumgebungen zu entwickeln, in der die Lernenden ausprobieren und üben können, aber auch Unterstützung erhalten, denn das Wissen, was sie sich selbst erarbeitet haben, steht ihnen nachhaltig zur Verfügung und kann so flexibel auf andere Problemstellungen übertragen werden. Der Aufbau eines YouTube Kanals mit gestalteten Lernmaterialien für eine solche Lernumgebung ist hierbei ein wichtiger Schritt, um die Lernenden in dieser Richtung gezielt zu fördern und die vorhandene Passivität beim Lernen abzubauen. Bisherige praktische Erprobungen zeigen, dass leistungsstarke Lernende die Kombination von Präsenzveranstaltungen und digitalen Lernformen positiv bewerten. Bei schwächeren Lernenden ist die Vermittlung von deklarativem Wissen noch auf die Präsenszeit beschränkt und praktische Aufgaben werden, wenn überhaupt, zuhause bearbeitet. Durch das selbständige Lernen mit Lernvideos, unter Berücksichtigung des Kontinuitätsprinzips, soll aber auch hier Schritt für Schritt eine Änderung herbeigeführt werden. YouTube wurde als Videoplattform gewählt, da diese, wie aktuelle Studien bestätigen, mit 86% Leitmedium der Jugendlichen ist. Um nachhaltige Veränderungen im Lernprozess der Lernenden zu erreichen, müssen bekannte Strukturen verändert werden. Die Lernvideos werden bereits von anderen Lehrenden (Schulen, Universitäten, Unternehmen) für Blendend Learning Ansätze genutzt. Diese Aktivität befasst sich mit dem Fachbereich Biologie und hier dem Gebiet der Humanbiologie. Die Lernvideos können in Lehrveranstaltungen der Humanbiologie eingesetzt werden. Im Bereich der Humanbiologie geht es um Prozesse, die im Millisekunden Bereich passieren und nicht einsehbar sind. Um ein vertiefendes Verständnisses dieser Komplexen Vorgänge zu ermöglichen bieten sich Lernvideos an, da die Sachverhalte im individuellen Lerntempo beliebig oft wiederholt werden können und Prozesse sichtbar werden. Insgesamt umfasst die Biologie Playlist über 100 Lernvideos. Hiervon sind 20 Lernvideos der Humanbiologie zuzuordnen. Bisher gesammelte Daten haben gezeigt, dass die Lernenden, die Angebote für das Fach Biologie am häufigsten Verwenden. Aktuell ist das Interesse besonders hoch bzgl. Lernvideos, die sich mit Viren befassen. Hier ist allgemein ein weiterer Ausbau des Angebots geplant um mehr Themengebiete abdecken zu können. Mithilfe der Analytics Funktionen von YouTube ist ersichtlich, dass es keine bestimmten Lernzeiten gibt, sondern dass die Zeiten sehr stark variieren. Am Freitag sinkt die Nutzungsaktivität der Lernvideos am deutlichsten. Am Donnerstag und Sonntag ist die Nutzungsaktivität sehr hoch. Das Nutzungsverhalten hat sich in der aktuellen Situation (Corona-Krise) nicht verändert. Lediglich die Aufrufzahlen und Aufrufzeiten haben sich gesteigert und verändert. Lehrende oder Lernende können, über die Community Funktion, Vorschläge für neue Lernvideos unterbreiten. Das aktuelle Ziel ist, die Sichtbarkeit der Lernvideos weiter zu erhöhen und den Kanal inhaltlich kontinuierlich auszubauen aber auch ältere Videos zu aktualisieren. Um die Sichtbarkeit der kommenden Lernvideos zu optimieren, werden jetzt Zeitfenster über die Community Funktionen des Kanals veröffentlicht. Ebenso werden zusätzlich interaktive Arbeitsblätter für die einzelnen Videos entwickelt und zur Verfügung gestellt. Die Arbeitsschritte sehen konkret vor. Recherche der Fachliteratur, Erstellung des Skripts, Erstellung der Audioaufnahmen, Visualisierung des jeweiligen Contents, Bearbeitung (Schneiden) und Implementierung der Audiodateien in die Modelle (Lernpfade), Umwandlung der Modelle in Lernvideos, Überprüfung der Lernvideos auf fehlerhafte Animationsabläufe, Implementierung und Verwaltung der Videos auf YouTube und schließlich die Implementierung interaktiver Aufgaben. Arbeitsaufwand pro Video 25-40 Stunden. Der höhere Arbeitsaufwand (im Vergleich zur organischen Chemie), ergibt sich durch die Visualisierungen, die wesentlich komplexer sind. Die Playlist Humanbiologie beinhaltet aktuell 24 Lernvideos.
mehr lesen …