An der Abteilung Philosophie der Universität Bielefeld wurde die Umstellung der Lehre gemeinsam mit allen Lehrenden gestaltet, indem über mehrere Wochen regelmäßige Videokonferenzen abgehalten wurden.... Ich befand mich dabei in einer Doppelrolle, weil ich sowohl als Lehrbeauftragter als auch als Mitarbeiter des Zentrums für Lehre und Lernen dort teilgenommen habe. Dies hat zu sehr guten Synergien geführt, da ich meine didaktische Expertise fachspezifisch anbringen konnte, aber auch mein eigenes Seminar besser in das Gesamtkonzept der Abteilung einbinden konnte.
Mein eigenes Seminar war ursprünglich als Lektüreseminar zum Thema „2D-Semantische Analysen von Eigennamen“ geplant war, bei dem, für die Philosophie üblich, verschiedene Texte gemeinsam im Plenum besprochen worden wären. Durch die Umstellung auf ein Onlineseminar musste ich dafür umdenken. Unter den Lehrenden haben wir dabei mehrere Modelle besprochen, von rein asynchronen LV über unser Moodle bis vollständig synchrone LV über Zoom. Ich habe mich für eine Mischform entschieden, bei der es asynchrone Aufgabenstellungen für Studierende als Gruppenarbeit und synchrone gemeinsame Diskussionen über Zoom im wöchentlichen Wechsel gibt. Im ursprünglichen Konzept waren pro Text zwei Sitzungen geplant. Erfahrungsgemäß ist die erste dieser Sitzungen von der Textrekonstruktion geprägt und erst in der zweiten Sitzung kann inhaltlich diskutiert werden. Mein Ziel war es, den ersten Teil asynchron durchzuführen, aber dies ist in einem kompletten Selbststudium sehr anspruchsvoll. Deshalb wird dies als Gruppenarbeit durchgeführt, bei der sich die Studierenden gegenseitig Unterstützen können. Dafür bereiten sich die Studierenden zunächst mit einer kurzen Textbearbeitung auf die Gruppenarbeit vor und die Gruppe dann gemeinsam für die Diskussionssitzung. Für die synchronen Diskussionsitzungen über Zoom können wir so direkt thematisch einsteigen, nachdem offene Fragen geklärt wurden. Der angehängte Seminarplan enthält einen ausführlicheren didaktischen Kommentar.
Zu Beginn habe ich noch versucht, ein Plenum im Forum online zu organisieren, um den Studierenden auch über die Gruppenarbeit hinaus Gelegenheit zu geben, Fragen zu klären und den Text zu diskutieren. Dies ist bei den Studierenden aber nicht genutzt worden, so dass ich dies in Absprache mit den Studierenden wieder aufgegeben habe.
Darüber hinaus läuft die Gruppenarbeit als Vorbereitung sehr gut. zwei von fünf Gruppen treffen sich für die Vorbereitung zu Seminarzeit, bei der ich über Zoom erreichbar bin. So können die Studierenden auch während der Gruppenarbeit Fragen stellen und ich kann Texthinweise geben. Das Seminar wird konstant regelmäßig besucht und die Diskussionen laufen auch online lebhaft ab. Das Konzept geht meiner Wahrnehmung nach sehr gut auf und ich habe positive Rückmeldung von den Studierenden bekommen. Das geht soweit, dass ich überlege auch in der Präsenzlehre einen solchen Rhythmus von Gruppenarbeiten und Diskussionssitzungen einzuführen.
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